Anfrage zum Nachweis einer gültigen Bildlizenz für Agence France-Presse – Referenznummer: 8919-4596-XXXX
Abmahnung PicRights
Urheberrechtsverletzung Bildrechte
Dies ist der Betreff eines eMails, das ich vor einigen Tagen in meinem Posteingang fand. Der Text begann wie folgt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
die PicRights Europe GmbH („PicRights“) bietet UrheberInnen bzw. RechteinhaberInnen die Überprüfung von Urheberrechtsverletzungen an, einschließend Agence France-Presse. Wir weisen darauf hin, dass PicRights keine Anwaltskanzlei ist. Im Auftrag unseres Kunden stellte die PicRights Europe GmbH fest, dass das Bild/die Bilder von Agence France-Presse auf Ihrer Webseite verwendet wurde(n). Unser Kunde, Agence France-Presse konnte keine gültige Lizenz für diesen Verdacht auf Nutzung des Bildes/der Bilder durch Ihr Unternehmen finden. Demzufolge handeln wir im Namen von Agence France-Presse, um für diese unerlaubte Nutzung eine angemessene Entschädigung zu erlangen …..
So liest sich also eine PicRights Abmahnung.
Wenn man solche Mitteilungen erhält, wird bei vielen Menschen das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet: Herzfrequenz und Blutdruck steigen, das Atemvolumen erhöht sich, der Körper ist bereit für Angriff oder Flucht. Genau so ging es mir auch. Zumal ich mich an keine „böse Tat“ erinnern konnte.
Flucht? Niemals! Angriff? Nur, wenn es Sinn macht. Also habe ich meinen Adrenalinschub genutzt, um zu recherchieren, wie bedrohlich die Situation einzuschätzen war.
Was ich dabei zum Thema Abmahnung Foto gelernt habe und welche Strategie ich eingeschlagen habe, lesen Sie in den folgenden 6 Schritten.
Ich wurde von PicRights abgemahnt, was tun?
Wie reagiert man auf eine Anzeige wegen Urheberrechtsverletzung bei Bildern?
Was tun, wenn man eine Anzeige/ Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung bei einem Foto bekommt?
Eine Checkliste, die auf eigener Erfahrung beruht.
- Habe ich das Bild wirklich verwendet?
Im Falle von PicRights ist die Frage schnell beantwortet. Im eMail war der genaue Link zum Foto enthalten. In meinem Fall war das Bild in einem pdf-Dokument enthalten, auf das ich verlinkt hatte.
- Hat der Antragsteller tatsächlich Rechte an dem Foto?
Ich habe die Bilddatei gesucht, in die Bildersuche einer Suchmaschine hochgeladen und jede Menge Treffer bekommen. Die allermeisten zeigten ein Copyright von AFP.
- Bild sofort löschen
Das ist die Sofortmassnahme, um Schlimmeres zu verhindern. Die Forderungen nach Entschädigung bzw. Schadenersatz ist damit nicht erledigt. Ein wichtiger Hinweis zur Löschung eines Bildes: Es reicht nicht aus, dass Sie das Bild von der Website löschen. Falls die Bilddatei auf einem Server eines Content Management Systems (z.B. WordPress) liegt, müssen Sie es auch dort final löschen).
- Welche Aktionsmöglichkeiten stehen mir zur Verfügung?
Die adrenalin-gepowerte Recherche ergab folgende grundsätzliche Strategien ergeben.
(1) Die Sache an einen Rechtsanwalt oder die Rechtsabteilung des eigenen Unternehmens weiterleiten. Damit dieser Schritt Sinn macht, sollte die Schadenersatzforderung entsprechend hoch ist.
(2) So tun, als habe man das eMail nicht bekommen und abwarten, was passiert. Den Trick kennt PicRights natürlich und verschickt ihre Forderungen nicht nur per eMail, sondern zusätzlich mit Briefpost.
(3) Verhandeln, und zwar über die Höhe der Schadenersatzforderung wegen der Urheberrechtsverletzung. - Entscheidung treffen und kurzfristig umsetzen
Ich habe mich für Variante (3) entschieden, weil der nette Ton des eMails und das Geschäftsmodell von PicRights nicht den Eindruck machten, als hätte man dort Lust auf Stress. Also habe ich ein freundliches eMail geschrieben und mein Bedauern über die Verletzung der Bildlizenz zum Ausdruck gebracht. Es war ehrliches Bedauern, weil ich natürlich niemals die Bildrechte oder ein Copyright verletzen wollte. Auf der Website, der ich das Foto entnommen hatte, war keinerlei Hinweis auf die Rechte von AFP zu finden gewesen. Ich schrieb deshalb, dass ich juristisch „in gutem Glauben“ gehandelt hätte, dass es sich um ein lizenzfreies Foto handelte. Vor diesem Hintergrund bat ich darum, die Höhe des Schadenersatzes vielleicht etwas zu reduzieren. Ich hatte Erfolg: Man bot mir einen Rabatt von 30 % auf den Schadenersatz an. Den habe ich akzeptiert und gezahlt.
- Vorgehensweise bei möglicherweise unseriösen Absendern
Die Website von PicRight macht einen seriösen Eindruck. Zusätzlich verlinken sie auf ihre Auftraggeber. Hinter dem entsprechenden Link habe ich auf der Website der AFP die unten abgebildete Information gefunden. Solche Informationen würde ich mir bei Absendern, die mir zweifelhaft vorkommen, auf jeden Fall sorgfältig recherchieren.
Entspannt bleiben
Ich hoffe, dass meine oben beschriebenen 6 Schritte Ihnen Ideen geben, wie Sie selbst reagieren könnten, falls Sie einmal eine Anzeige bzw. Abmahnung wegen einer Urheberrechtsverletzung durch Verwendung eines Fotos bekommen. Ich habe hier an meinem persönlichen Beispiel beschrieben, wie so etwas ablaufen kann.
Solche „Abmahnungen“ werden auch von einer Vielzahl weiterer Unternehmen verschickt. PicRights Europe ist nicht der einzige Teilnehmer in diesem interessanten und sicherlich auch lukrativen Markt. Die Vorgehensweise wird bei diesen anderen Unternehmen ähnlich sein. Anders sieht es aus, wenn Sie von einem Anwalt eine echte Abmahnung bekommen. Verhandlungen – wie oben beschrieben – sind dann auch möglich. Allerdings empfiehlt es sich dann in den meisten Fällen, juristischen Sachverstand mit ins Boot zu nehmen. Eine solche Möglichkeit finden Sie z.B. bei https://abmahnungshilfe.de/.
Falls Sie vorab genauer wissen wollen, was eine Abmahnung ist, lesen Sie hier https://de.wikipedia.org/wiki/Abmahnung
Meine Learnings im Hinblick auf Bildrechte, Bildlizenzen, Urheberrecht, Copyrights usw.
- Noch vorsichtiger sein, als man es ohnehin schon ist.
- Jedes Foto o.ä., das man verwenden möchte, dreimal prüfen, ob man es wirklich verwenden darf.
Hier kommen Sie zu einem Blogbeitrag, der viele wichtige Aspekte auflistet: https://praxistipps.chip.de/urheberrecht-bilder-aus-dem-internet-verwenden-das-muessen-sie-beachten_45598 - Als Verwendung auf der Website gelten auch Fotos in Dokumenten, zu denen man über die Website gelangen kann und auch Fotos, die auf einem Server liegen und über die Bild-URL erreichbar sind.
Zur Erklärung einige Details zu meinem „Fall“. Das Ganze begann im Jahr 2014. Auf der Suche nach einem Foto mit Chiquita Bananen stiess ich auf eine südamerikanische Website. Das Bild gefiel mir, und ich konnte kein Copyright erkennen (vermutlich bekommen diese Leute demnächst auch eine eMail von PicRights, denn sie nutzen das Foto immer noch). Verwendet habe ich das Foto auf Folie 33 eines meiner Vorträge bei einem Trendtag. Also, die Folie und das Foto würden rund 200 Menschen für maximal 30 Sekunden sehen. Dieses Risiko kam mir überschaubar vor. Aber, und das ist eine wichtige Erkenntnis, die ich an anderen Stellen bestätigt fand: Die Crawler von PicRights suchen auch pdf-Dokumente durch, die auf einer Webpage verlinkt sind.
2017 kam ich auf die gute – im nachhinein weniger gute – Idee, die Datei mit den Folien auf der Website meines Instituts zum Download bereit zu stellen. An das Foto mit dem evtl. unklaren Copyright dachte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich schon lange nicht mehr.
Hinweis
Dieser Beitrag beruht allein auf meinen persönlichen Erfahrungen. Er ist keine Rechtsberatung. Ich bin weder qualifiziert noch berechtigt, Rechtsberatung durchzuführen.
Urheberrechtsverletzung Bildrechte
- Wertschätzung von 10 Ausbildungsberufen in Handel und Dienstleistung - 24. März 2023
- 3 Anti-Stress-Tipps für MFA - 30. Januar 2023
- Fairer als erwartet: Arztbewertungen auf Google - 15. Dezember 2022